Tierarzt mit Durchblick
Der folgende Erfahrungsbericht bestärkt uns die vegane Hundeernährung nicht nur unter emotionalen Gesichtspunkten anzugehen sondern auch die wissenschaftlichen und medizinischen Aspekte zu betrachten. Auch wir haben mit unserem Hund Eddie ähnliche Erfahrungen gemacht, dass er gesundheitlich von dem veganen Hundefutter profitiert und Krankheiten eingedämmt werden können.
Ein Erfahrungsbericht von Dr. med. vet. Uwe Romberger und Christine Burggraf
Hunde vegan zu ernähren, das geht nicht. Das glaubten wir früher auch. Eventuell könnte man Hunde vegetarisch ernähren, meinten wir, ohne gründlich darüber nachzudenken. Vegetarisch, ohne Fleisch füttern, dann müssen keine anderen Tiere dafür sterben. Irrtum! Milch- und Eierproduktion verursachen ebenso wie die Fleischproduktion unendliches Tierleid! Vegetarische Ernährung bringt keinen wirklichen Vorteil, weder für die Tiere noch für die Umwelt und auch nicht für die Gesundheit.Die meisten Menschen sind durch ihre Erziehung und ihre Gewohnheiten auf Mischkost geprägt. Das waren auch wir. Nach einer Zeit der Suche von Antworten auf verschiedene Fragen zu gesundheitlichen Aspekten, zu Umwelt- und Ernährungsproblemen und nicht zuletzt auf Fragen des Tierschutzes sowie nach einer Zeit der Beobachtung von Entwicklungen in unserer Umgebung entschieden wir Anfang 2015, uns selbst vegan zu ernähren.
Zeitgleich zu dieser Entscheidung sollte ein neuer Hund in unsere Familie aufgenommen werden. Die weiße Whippethündin „Rosine“ mit dem einen schwarzen Ohr war neben einem Rüden die Kräftigste und Munterste in dem Wurf von 5 Welpen, bis 3 Wochen bevor wir „Rosine“ abholten. Die Welpen hatten bis zu diesem Zeitpunkt nur Muttermilch erhalten. Ab dann wurde sie mit Fleisch und normalem Welpentrockenfutter zugefüttert.
Wir nahmen eine überraschend ruhige, fast kümmerliche, kleine Welpengestalt in Empfang. In der nächsten Woche fraß „Rosine“ jedes Futter genau ein Mal. Offensichtlich ging es ihr jedes Mal nach dem Essen nicht gut. Dem hatten wir 4 Tage zugeschaut. Nach weiteren 4 Tagen wussten wir, was los war. Das waren 4 Tage mit Blutentnahmen, Röntgen, Ultraschall, Computertomographie und Gewebeprobenuntersuchungen bei einem Welpen, der fast nichts fraß und immer schwächer wurde!
Es war für uns Tiermediziner eine lehrreiche Tierhaltererfahrung! „Rosine“ litt an einem sehr seltenen Enzymdefekt im Harnstoffzyklus und konnte kein tierisches Eiweiß verarbeiten. Wir glauben, „Rosine“ wäre gestorben, wäre die kleine Whippethündin nicht zu uns gekommen. Es war ein Zeichen für uns! „Rosine“ wurde ab sofort vegan, also rein pflanzlich ernährt und es ging ihr gut. Sie entwickelte sich zu einem ganz normalen Windhund, leistungsfähig und voller Lebensfreude. Mit „Rosine“ wurde unser ganzes Rudel vegan, neben uns selbst, 5 weitere Whippets, ein Italienisches Windspiel, eine Huskyhündin und 2016 ein weiterer Whippetwelpe.
Um sich vegan gesund und richtig zu ernähren, sollte man sich mit seiner Ernährung und der Nahrung, die man zu sich nimmt, intensiv beschäftigen. Das gilt für unsere Hunde ebenso wie für uns Menschen.
Man kann sehr gut vegane Rationen selber frisch zusammenstellen und abwechslungsreich gestalten. Das ist aufwendig und man braucht einiges an Wissen, Zeit und Lust dafür. Inzwischen gibt es zahlreiche, verschiedene und qualitativ gute und sehr gute vegane Fertigfutter, sowohl Feuchtfutter als auch Trockenfutter, sowie vegane Hundesnacks.
Dem Hund ist es egal, woher er sein Eiweiß bekommt. Fleisch ist für die Hundeernährung nicht notwendig und ebensowenig Milch und Eier. Wichtig bei der Hundefütterung ist, dass alle essentiellen Aminosäuren in der Nahrung enthalten sind. Diese sind lebensnotwendig und können vom Körper nicht selber hergestellt werden. Es ist erstaunlich wie gut rein pflanzliche Kost den Hunden schmeckt. Einige ausgewählte Proteinquellen seien hier aufgezählt: Soja/Tofu, Seitan aus Weizen, Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen und Bohnen sowie Kartoffeln. Wir haben bei uns selber und bei drei unserer 9 Hunde eine Soja/Tofu-Unverträglichkeit bemerkt, die sich in Verdauungsstörungen äußerte. Es ist jedoch überhaupt kein Problem auf diese Eiweißquelle zu verzichten.
Eiweißunverträglichkeiten und Allergien auf Fleisch und Milch sind inzwischen bei Hunden bei Fütterung von tierischem Eiweiß sehr weit verbreitet. Pflanzliche Eiweiße bieten eine sehr gute und gesunde Alternative für die Ernährung.
Alle Nährstoffe müssen in ausreichender Menge im Futter für den Hund vorhanden sein. Gerade pflanzliche Fette mit einem Verhältnis der Fettsäuren Omega 3 zu Omega 6 bis 1:6 sind für Hunde ebenso gesund wie für Menschen.
Tierisches Eiweiß und tierische Fette stehen inzwischen in dem Ruf, krank zu machen und Krebs auszulösen. Viele der „modernen“ Krankheiten bei Menschen und Hunden sollen durch Nahrungsmittel tierischer Herkunft hervorgerufen werden. Auch vegetarische Ernährung enthält tierisches Eiweiß und tierische Fette über Milch, Milchprodukte und Eier. Vegane Ernährung ist nachgewiesen die gesündeste Ernährung für Menschen und Hunde.
Für die menschliche Nahrung und für Hundefutter müssen immer noch zahllose Nutztiere leiden und sterben. Diese „Nahrungstiere“ müssen bis zu ihrem Tod mit wesentlich mehr Pflanzen ernährt werden, als wenn man diese Pflanzen sofort für die Menschen- und Hundeernährung anbauen würde. Alle Menschen könnten so gesund ernährt werden und niemand müsste ein schlechtes Gewissen bei der Fütterung seines Hundes haben. Wir möchten nicht ausrechnen, wie viele „Futtertiere“ sterben müssten, wenn wir unsere 9 Hunde nicht vegan ernähren würden!
Wir sind mit allen unseren Hunden voller Freude sportlich aktiv. Die vegane Ernährung beeinflusst die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit positiv. Niemand in unserem Rudel leidet an Übergewicht und an anderen „Zivilisationskrankheiten“. Die Kombination aus Lebensfreude, gesunder Ernährung und maßvoller körperlicher Aktivität ist der Schlüssel für menschliches und tierisches Wohlbefinden!