Warum Tierversuche gefährlich für alle Lebewesen sind!

Deutschland im Jahre 2020

Knapp 1,9 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßer (Tintenfische und Kraken) wurden in Tierversuchen missbraucht. 633.784 Tiere wurden zusätzlich zu wissenschaftlichen Zwecken getötet, um etwa Organe und Gewebe für Zellkulturen zu gewinnen. Ich hoffe sehr, dass einige Jahre später alle Menschen genauso vor dieser Information sitzen wie ich in diesem Moment – mit offenem Mund, ungläubig den Kopf schüttelnd und den Tränen nahe. Geht es dir genauso? Die Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr zwar um 14 % (Versuchstiere) und 9 % (getötete Tiere) gesunken, jedoch ist dies wenig tröstlich, denn genauso gut könnten sie bei null liegen.


 

Welche Tiere sind betroffen?

Nagetiere werden zu 78 % eingesetzt. Den größten Anteil insgesamt machen Mäuse aus. Versuche an Menschenaffen sind seit 1991 in Deutschland verboten, wobei für besondere Ausnahmezustände unter strengen Voraussetzungen eine Möglichkeit eingeräumt werden kann. Einen “geringen” Anteil mit 0,4 % machen Affen, Hunde und Katzen in Deutschland und der EU aus. Der Anteil der Hunde lag 2019 mit 3527 Tieren etwa bei 0,1 % der Gesamt-Versuchstieranzahl in Deutschland. Sie werden vor allem zur Erforschung von Tierkrankheiten sowie für die Prüfungen von Tier- und Humanarzneimitteln eingesetzt. Des Weiteren wird an Vögeln, Rindern, Schweinen, Pferden, Kaninchen, Fröschen und Fischen experimentiert.


Was wird getestet?

  • 58 % Grundlagenforschung (z. B. Untersuchungen des Immunsystems)
  • 13 % Erforschung von Krankheiten (Mensch und Tier)
  • 19 % Prüfung von Arzneimitteln, Impfstoffen, Umweltstoffen
  • 10 % für sonstige Zwecke (z. B. Aus- und Fortbildungszwecke oder die Zucht von genetisch veränderten Tieren)
Als gering im Schweregrad werden dabei 67 % der Versuche eingestuft. Die mittlere Belastung liegt bei 24 % und die Versuche mit schwerer Belastung bei ganzen 4 %! Ich möchte lieber nicht wissen, was genau mit schwerer Belastung gemeint ist, daher erspare ich uns tiefer gehende Informationen. 6 % wachen aus einer Vollnarkose nicht wieder auf. Ein Tierversuchsverbot in Deutschland besteht in der Entwicklung von Waffen und Munition, sowie für die Herstellung von Tabakerzeugnissen, Waschmitteln und Kosmetika, wobei auch hier wieder Ausnahmefälle genehmigt werden können. 2018 wurden beispielsweise in Ulm und München Tierversuche mit Tabakrauch durchgeführt, obwohl diese seit 1986 verboten sind. Auch für Kosmetika gilt das seit 2009 bestehende Verbot in der EU nicht ganz: So fand das Team um Thomas Hartung (Professor für Toxikologie an der Johns Hopkins Universität Baltimore) beispielsweise heraus, dass 63 von 419 Stoffen, die in der EU ausschließlich für Kosmetika registriert sind, nach Inkrafttreten des Verbots an Tieren getestet wurden.


Insbesondere der Bereich der Kosmetik zeigt uns, wie sinnlos viele Tierversuche sind

Die europäische Chemikalienagentur ECHA verlangt Tierversuche für Inhaltsstoffe, die schon lange sicher eingesetzt werden. Auch im Ausland müssen Stoffe getestet werden, die bereits seit Jahren verarbeitet werden. Immerhin übt das EU-Verbot Druck auf China aus: Endlich öffnen sie sich tierversuchsfreier Testmethoden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) schätzt, dass etwa 70 % der unerwünschten Wirkungen von Produkten, die den Menschen betreffen, durch Tierversuche vorhersagbar sind. Dabei ist die Versagensquote von Tierversuchen immens hoch! 95 % aller Arzneien, die in Tierversuchen als sicher und wirksam befunden wurden, scheitern während klinischer Studien an Menschen. Dutzende Medikamente müssen vom Markt genommen werden, weil sie am Menschen angewandt Schäden anrichten und sogar zum Tod führen, wie der Blutfettsenker “Libopay”, das Herzmedikament “Trasylol” und viele weitere. Ziemlich logisch, denn natürlich spielen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Lebensgewohnheiten eine wichtige Rolle. Auch bestehen innerhalb der zahlreichen Arten unserer Erdbewohner Unterschiede im Körperbau, in der Organfunktion, im Stoffwechsel und der Ernährung. Tierversuche dürfen nur dann durchgeführt werden, wenn sie unerlässlich sind und keine alternativen Methoden zur Verfügung stehen? Fehlanzeige!


Es gibt zahlreiche alternative Methoden

  • Experimente an Zellkulturen
  • Computersimulationen
  • Multi-Organ-Chips
  • Bevölkerungsstudien (z. B. Zusammenhang zwischen Krankheiten und Lebensgewohnheiten)
Viele weitere Methoden sind hier aufgelistet: https://nat-datenbank.de/ Aspirin, Penicillin und Paracetamol wurden ohne Tierversuche entdeckt – allesamt Medikamente, die auf verschiedene Tiere einen schädlichen Einfluss haben. Hätten also Tierversuche damals bereits stattfinden müssen, wären diese Medikamente gar nicht auf den Markt gekommen. Auch die Tiefenhirnstimulation zur Behandlung von Parkinson kam ohne den Missbrauch von Tieren aus. Dennoch fließen Milliarden unserer Steuergelder in Tierversuche. Tierversuchsfreie Methoden erhalten den Recherchen von “Ärzte gegen Tierversuche” nach zufolge nur 1 % der Forschungsgelder, Tierversuche 99 %. Demnach blockieren Tierversuche den wissenschaftlichen Fortschritt immens. Wer weiß, wie viele wirksame Medikamente wir dadurch nicht kennen? Alternative Methoden mit menschlichem Gewebe liefern in Kombination mit speziellen Computerprogrammen, die auf menschlichen Daten basieren, aussagekräftigere Ergebnisse als Tierversuche.


Warum nutzen wir also unseren technischen Fortschritt nicht?

Trost soll uns und den Tieren das 3R-Prinzip spenden. Dieses wurde von William Russel und Rex Burch in “The principles of human experimental technique” von 1959 geprägt und dient dem Schutz der Tiere in der Forschung. Mit diesem Prinzip wird angestrebt, andere Methoden zu finden (Replacement), Leiden auf ein Minimum zu reduzieren (Reduction) und Eingriffe zu verbessern (Refinement). Hoffentlich wird sich zumindest hieran gehalten, wenn schon nicht an die Verbote. Bei all dem bleiben jedoch viele Frage offen:


Ist ein Mensch mehr wert als eine Maus?

Darf eine Maus zum Wohle des Menschen genutzt werden? (Stichwort Speziesismus: eine Art Gruppenegoismus der Menschheit gerichtet gegen nicht-menschliche Wesen.) Sollten alle Lebewesen durch individuelle Rechte geschützt sein? Ursula Wolf, Vertreterin der Mitleidsethik, betrachtet alle leidfähigen Wesen als gleich schutzbedürftig. Insbesondere weil Menschen die Fähigkeit dazu besitzen, sollten sie gegenüber allen Mitlebewesen moralisch handeln. Was unserem Alltagsverständnis und unserem Tierschutzgesetz entspricht, ist die sogenannte Doppelstandardtheorie: Es gibt verschiedene Pflichten gegenüber Menschen und Tieren. Tiere sind zwar schützenswert, aber ihre Interessen wie Schmerzfreiheit und Lebenserhaltung sind nachrangig, falls sie mit menschlichen Interessen in Konflikt treten. Die bedeutet leider, dass die Nutzung von Tieren für wissenschaftliche Forschung als ethisch vertretbar gilt. Puh das war harter Stoff, oder? Tierversuche liefern unzuverlässige Ergebnisse und lassen uns dadurch in vermeintlicher Sicherheit wiegen - Sie sind also unsinnig, veraltet und sogar gefährlich. Dennoch dauert der Kampf gegen Tierversuche bis heute an.


Lass uns niemals aufgeben und die Macht nutzen, die wir alle haben

  • Achte beim Kauf von Hundefutter darauf, dass es tierversuchsfrei ist. Denn auch für Tierfutter werden grausame Tests durchgeführt.
  • Nimm direkten Einfluss auf die Gesetze und unterzeichne die Bürgerinitiative gegen Tierversuche: https://eci.ec.europa.eu/019/public/#/screen/home
  • Auch wenn die Siegel für tierversuchsfreie Naturkosmetik intransparent sind: Versuche, tierversuchsfrei einzukaufen.
  • Beteilige dich an Demos und kläre Menschen in deinem Umfeld auf.
Wie ist deine Meinung zum Thema Tierversuche? Fällt dir noch etwas ein, wie jeder Mensch im Kampf gegen Tierversuche helfen kann?


Quellen

https://www.drze.de/im-blickpunkt/tierversuche-in-der-forschung/die-bedeutung-des-tierversuchs-fuer-die-forschung https://www.bf3r.de/de/verwendung_von_versuchstieren_im_jahr_2020-288932.html https://www.researchgate.net/publication/351049531_Kompass_Tierversuche_2021 https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2021/49/zahl_der_verwendeten_versuchstiere_geht_deutlich_zurueck-290686.html https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/tierversuche (DFG (2004): Tierversuche in der Forschung. Bonn: Lemmens Verlags- und Mediengesellschaft, 2004: 18)

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